Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
   

Foto Ulf Kampfmeier
Neustadt und Erlach haben wieder einen Seelsorger: Pfarrvikar Sebastian Herbert (links). Pfarrer Sven Johannsen von der Lohrer Pfarrei St. Michael und der Pfarreiengemeinschaft »Zwölf Apostel am Tor zum Spessart« und die Bürger begrüßten den Neuen.
  Pfarrvikar Sebastian Herbert 

Erstellt am 27.04.2011



»Das Volk wartet schon sehnsüchtig darauf«


Pfarrvikar Sebastian Herbert in Neustadt von Sven Johannsen am Sonntag eingeführt - Gottesdienst mit 300 Gläubigen gefeiert.


Artikel und Foto von Ulf Kampfmeier


 


Neustadt am Main


Erleichterung und Freude herrschte über die Ankunft und Amtseinführung von Sebastian Herbert, der als Pfarrvikar die nach dem Ausscheiden von Alkuin Mahr für mehr als ein Jahr unbesetzt gebliebene Pfarrstelle in Neustadt übernimmt.


 


Zwar ist Sebastian Herbert der großen Lohrer Pfarreiengemeinschaft »Zwölf Apostel am Tor zum Spessart« zugeteilt, doch der 34-Jährige wird im Neustadter Pfarrhaus einziehen und damit vor Ort präsent sein. Er wird sich um die Seelsorge in Neustadt und Erlach kümmern, Gottesdienst halten sowie die Jugend- und Ministrantenarbeit neu beleben.
Vor dem Hochamt zur Einführung von Sebastian Herbert am Sonntagnachmittag meinte der Lohrer Pfarrer Sven Johannsen, der sich für die Neustadter Seelsorgestelle in Würzburg stark gemacht hatte, »das Volk wartet schon sehnsüchtig darauf«.
Als Johannsen nach Lohr kam, begrüßte ihn Herbert, der damals in der Stadtpfarrei als Kaplan wirkte. Nun empfing Johannsen den neuen Pfarrvikar. »Du sollst hier heimisch werden«, sagte nun Johannsen und zwar in Neustadt für die Pfarreiengemeinschaft: »Das wird für die nächsten Jahre dein Zuhause werden. « Außerdem war sich der Stadtpfarrer sicher, »es wird mit dir ein gutes Miteinander«.



Was er mag und was nicht
Sebastian Herbert möchte nichts überstürzen und sich nicht verzetteln, sondern Schritt für Schritt ankommen. Er bekannte: »Ich freue mich auch, dass ich hier bin. « In seiner Predigt in der Klosterkirche ergänzte er später vor 300 Gläubigen, er wolle »keine Antrittsrede mit großen Versprechungen« halten. Aber er machte klar, wo er steht. Jesus würde sich heute die Tischgemeinschaft mit Geschiedenen, Wiederverheirateten und Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, nicht nehmen lassen, und das »trotz ausgefeilter Theologie« der Amtskirche.
Es gebe eine Differenz zwischen menschlicher Ordnung und dem Willen Gottes, meinte Herbert, dem es darum geht, was Gott will. »Das ist für mich Auftrag des Evangeliums.« Was in der Kirche fest stehe und dringend Bewegung bräuchte, beschäftige in sehr, sagte Herbert.
In Stichworten gab der neue Pfarrvikar zu verstehen, was er mag und was er nicht mag. Er mag keinen Papierkram, keinen Sitzungskatholizismus, keine bloße Eventkirche und er mag nicht, übereinander statt miteinander zu reden. Dafür mag er Familie, Freundschaften, Geselligkeit, Kochen, Backen und Essen. »Ich bin von Grund auf Handwerker«, sagte er. Seine Hobbys seien die Feuerwehr, Fasching, Musik hören und Musik machen, das Warten und Bedienen von Maschinen sowie das Fahren von landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Lkw. Beim Gottesdienst, den Sebastian Herbert unterstützt von Sven Johannsen, Kaplan Christoph Schnellbacher und Diakon Remi Rausch zelebrierte, empfahl der Lohrer Pfarrer dem neuen Pfarrvikar »den Blick auf die Menschen und den Blick auf das eigene Leben«.



»Halte dich fest«
Dazu gab Johannsen drei Hinweise: »Halte den Himmel in deiner Gemeinde offen« (nach dem Limburger Altbischof Franz Kamphaus), »halte die Welt zusammen« (ebenfalls nach Kamphaus) und »halte dich fest« (ein eigener Spruch von Johannsen), denn es gelte, selber festen Stand zu haben. »Wir freuen uns auf deinen Dienst« im Auftrag des Bischofs, sagte Johannsen.
Die Reaktionen aus der Pfarrgemeinde waren begeistert. Brot und Salz bekam Sebastian Herbert vom Pfarrgemeinderat samt Geld und Gottes Segen symbolisch in einer Schachtel überreicht. »Manchmal weht der heilige Geist doch«, meinte Neustadts Kirchenpfleger Uwe Arnold. Dabei bezog er sich auf Querelen und Enttäuschungen nach dem Weggang von Pfarrer Alkuin Mahr in den Ruhestand. Doch die Geschichte finde nun ein gutes Ende: »Es ist einfach schön, wenn das Pfarrhaus wieder bewohnt ist«, sagte er und übergab einen symbolischen Schlüssel für das Anwesen.
Auch die Türen und Herzen der Neustadter und Erlacher stünden Herbert immer offen, meinte Neustadts Pfarrgemeinderatsvorsitzender Rudolf Madre, der Herbert versicherte: »Sie sind der Richtige«.
»Ich bin sehr froh, dass wieder ein Pfarrer da ist«, sagte Bürgermeisterin Karin Berger. Den Menschen sei bewusst, dass sie ihren Pfarrvikar aufgrund des Priestermangels mit anderen Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft teilen müssten.
Dass Sebastian Herbert seinen Sitz im Neustadter Pfarrhaus haben werde, sei auch vor dem Hintergrund der historischen und aktuellen Bedeutung Neustadts als Klosterstandort zu sehen. Die Gemeinde wisse das zu schätzen und sehe darin eine Verpflichtung zu guter Zusammenarbeit.
Für die Missionsdominikanerinnen begrüßte Schwester Theresita den Geistlichen beim Empfang im Pfarrheim, Leni Brehm tat das für Erlach und der evangelische Dekan Michael Wehrwein für die Protestanten beider Ortschaften. Ulf Kampfmeier


 


Zur Person: Sebastian Herbert


Sebastian Herbert kam am 22. Juni 1976 in Würzburg zur Welt und wuchs in Erlabrunn auf. Er machte mit 15 Jahren den Hauptschulabschluss mit Quali und lernte anschließend den Beruf des Energie-Elektronikers bei der Deutschen Bahn, wo er bis zu seinem 21. Lebensjahr blieb. Dann machte Sebastian Herbert seinen Lkw-Führerschein und wurde Lkw-Fahrer. Da ging ihm bereits die Idee durch den Kopf, Priester zu werden.
Als Spätberufener ging er im September 2000 in ein katholisches Studienhaus bei Bonn, um sein Theologiestudium zu beginnen, was Männern mit abgeschlossener Berufsausbildung möglich ist.
Dieser Studiengang ist nicht staatlich anerkannt, so dass Sebastian Herbert nicht Religion an Schulen unterrichten darf. Seine praktische Ausbildung machte er von 2004 bis 2006 in Stadtlauringen im Landkreis Schweinfurt.
Im Juni 2006 folgte seine Priesterweihe. Weitere Stationen waren Kaplanstellen in Hofheim im Landkreis Schweinfurt von 2006 bis 2007 und in Lohr von 2007 bis 2009. Aus persönlichen Gründen infolge der einschneidenden Vorkommnisse in Lohr legte Sebastian Herbert von 2009 bis 2010 ein kirchlich betreutes Sabbatjahr ein, in dem er wieder als Lkw-Fahrer arbeitete.
Anschließend übernahm Sebastian Herbert eine Krankheitsvertretung in der Laufacher Pfarrei St. Thomas Morus von Mitte September bis Ende 2010. Sein Amt als Pfarrvikar für die Lohrer Pfarreiengemeinschaft »Zwölf Apostel am Tor zum Spessart« begann offiziell zum Jahreswechsel. Sein Umzug von Erlabrunn ins Neustadter Pfarrheim soll baldmöglichst folgen.


 

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