Erstellt am 11.02.2008, ergänzt am 05.05.2008 und 21.08.2008
Der Gaiberg
Aus der Zeitschrift Spessart, Monatsschrift des Spessartbundes, September 1960, von Werner Franck.
Das Kloster Neustadt und der später sich um die Abtei gruppierende Ort liegen am Fuße des Gaibergs. Dieser Gaiberg trägt eine vorgeschichtliche Wallanlage. (Genauere Spatenforschung ist nach meinem Wissen und auch nach dem Wissen des Heimatpflegers des Kreises Lohr, Direktor Oskar Bauer, bislang noch nicht dort vorgenommen worden.)
Gehen wir vom Namen des Berges aus, so können wir sprachwissenschaftlich auch Gäuberg oder Gauberg sagen, und damit kommen wir den Dingen insofern näher, als in dieser Ringwallanlage ein Versammlungsplatz der germanischen Gaugenossenschaft war. Diese alten Wallburgen werden meist fälschlich als "Fluchtburgen" bezeichnet. Das mag für einige der vielen hundert Wallburgen, die wir hier in deutschen Landen kennen, auch zugetroffen haben. Es ist weiter keineswegs ausgeschlossen, dass die aus anderer Ursache angelegten Wallburgen auch einmal als militärische Stützpunkte benutzt worden sind. Der Grund für ihre Anlage ist aber ein anderer.
Dass fast alle bekannten deutschen Wallburgen kein Wasser haben, ist ein eindeutiger Beweis, dass sie niemals als Fluchtburgen für Mensch und Vieh angelegt worden sind, denn die hätten sich kaum eine Woche dort halten und verteidigen können, womit der Begriff "Fluchtburg" hinfällig wurde. Auch für Gaiberg trifft diese Wasserlosigkeit zu.
Was sind aber diese WalIburgen nun gewesen? Sie waren nichts anderes als die Kultstätten, wohin unsere germanischen Vorfahren an den hohen Festen des Jahres zogen, um der Gottheit zu dienen. Dafür gibt es einen überzeugenden Beweis in unserer Sprache. Wir sprechen heute von der Wallfahrt und bezeichnen damit einen Zug gläubiger Menschen zu irgendeinem Heils- und Gnadenort. Aus christlicher Anschauung lässt sich aber dieses Wort "Wallfahrt" nicht erklären. Zwar setzen wir in seinem Sinngehalt das Wort "wallen" gleich ziehen und das Wort "fahren" gleich wandern (fahrende Schüler, Landfahrer), wir dürfen aber getrost annehmen, dass unsere Vorfahren mindestens so klug und überlegend waren wie wir und nicht Bezeichnungen für irgend eine Sache wählten, die wir Heutigen als "doppelt-gemoppelt" bezeichnen würden.
Das Wort "wallfahren" kann darum nichts anderes bedeuten, als die Fahrt, den Zug, die Wanderung zum Wall. Der Wall war ein feststehender Begriff, der als Teil für das Ganze (wissenschaftlich: Pars pro toto) gesetzt wurde und womit man eben die Kultstätten bezeichnete, die mit dem Wall als Grenze zwischen profanem und sakralem Bezirk umhegt war. Ähnlich wie heute der Landbewohner im Kreis Lohr sagt, er gehe in die Stadt und mit der Stadt nicht irgendeine meint, sondern eben Lohr, seine Kreisstadt; so fuhr, wanderte, zog eben der Gaugenosse zu dem Wall, der in seiner Genossenschaft lag, und meinte damit die für ihn zuständige Kultstätte.
Diese kultische Eigenschaft und Bestimmung der Wallburgen wird auch von der christlichen Bekehrungszeit her erhärtet. Papst Gregor 1. der Große, der die Angelsachsen, also Völker germanischen Ursprungs, und die Iren und Schotten christianisierte, gab nämlich seinen Missionaren einen bemerkenswerten Auftrag mit auf den Weg. Sie sollten, so heißt es sinngemäß in dieser Anweisung, die christlichen Kapellen und Kirchen an die Stätten bauen, wohin das Volk gewöhnt sei zu gehen. Das heißt also mit anderen Worten, dass man christliche Gotteshäuser entweder in die oder unmittelbar an die vorchristlichen Kultstätten baute. Dass dieser Auftrag Gregors fast buchstabengetreu befolgt wurde, dafür gibt es Hunderte von Beispielen in Deutschland. Die Anordnung galt auch für die Frankenapostel, die ja iro-schottischer Herkunft waren und denen darum dieses Papstgebot geläufig sein musste.
Zum Beweis dessen sei auch in diesem Zusammenhang der zweite Teil des päpstlichen Auftrages erwähnt, der sinngemäß so lautete, dass man, konnte man die alten Kultstätten nicht in christliche Stätten umwandeln, sie verfluchen oder wie der Fachausdruck lautet: Satanisieren sollte. Dass auch dieser Teil des Auftrages buchstäblich befolgt wurde, erklärt die Fülle von Flurnamen, die mit Teufel, Hölle und Hexe zusammenhängen. Stimmt das eine, ist auch das andere richtig.
Genauso ist man auch mit dem Gaiberg verfahren.
Am „Keltenringwall“
Aus dem Buch: OSTSPESSART, 1953 + 1958, von Ernst A. Englert, Illustration G.G.H.Schüll.
Weiter führt der Weg zur Kuppe des Geybergs, hin zum „Keltenringwall“ oder der „Pingmauer“, wie das Volk ihn bezeichnet. Nur wenige Steine sind hier zu sehen und doch bietet sich uns hier ein bedeutender Zeuge aus vorgeschichtlicher Zeit.
Heute stehen die letzten Reste des Steinwalls unter Denkmalschutz. Fast zu spät. Als man die Mauern am Mainufer baute, haben findige Leute die Steine der „Ringsmauer“ mit Schlitten hinab ins Tal befördert und in klingende Münze verwandelt. Als man dahinter kam, woher die Steine stammten, waren die meisten schon vermauert.
Josef Schnetz beschreibt dieses prähistorische Denkmal 1913/ 14 im Jahresbericht des Gymnasium Lohr, Seite 6 und 7: „Es ist aus losen Steinen von unregelmäßiger Gestalt, wie sie auf dem Buntsandsteinboden des Waldes nicht selten vorkommen oder durch Zerschlagen größerer Blöcke entstehen, aufgebaut, aber durch Wegnähme von Steinen in späterer Zeit bedeutend erniedrigt, Z. T. sogar ganz verschwunden; am besten erhalten ist die Nordostseite, wo ein den Ringwall verstärkender Vorwall beginnt, der sich an der gegen den ebenen Bergrücken schauenden und darum dem Angriff ausgesetzten Nordseite weiterzieht. Eine im Nordosten in das Gefüge der Ringmauer hinuntergehende Vertiefung lässt auf die einstige Existenz eines Wachtturmes schließen. Da bisher noch keine Kleinfunde in oder bei dem Ringwall gemacht worden sind, lassen sich über die Zeit seiner Entstehung keine genaueren Angaben machen.“
Keltische Ringwälle in der Umgebung von Neustadt am Main
Ort Was Entfernung Luftlinie
97725 Elfershausen Ringwall Schwedenschanze, Hallstattzeit 36,5 km Nord-Ost
63599 Biebergemünd/Kassel Frühgeschichtlicher Ringwall (500m x150m) 37 km Nord-West
97082 Würzburg, Marienberg Keltische Fliehburg 29,5 km Süd-Ost
63695 Glauburg Frühkeltisches Fürstengrab 59 km Nord-West
97993 Finsterlohr Keltisches Oppidum 67 km Süd-Ost
Hügelgräber, Gräber, Siedlungen und Funde aus der Keltenzeit in der Umgebung von Neustadt am Main
Ort im Landkreis Main-Spessart |
Luftlinie Neustadt Gaiberg zum Ort |
Vorgesch. Grabhügel, etc., von Jungsteinzeit bis La-Tène-Zeit |
Bronzezeit 2200-1250 |
Urnenfelderzeit 1250-750 |
Eisenzeit, Hallstattzeit 750-450 |
Eisenzeit, La-Tène-Zeit 450-0 |
Ansbach |
3,5 km |
2 |
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Ansbach |
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1 |
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Ansbach |
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1 |
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Ansbach |
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1 |
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Billingshausen |
11,4 km |
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Siedlung |
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Billingshausen |
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17 |
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Billingshausen |
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Siedlung |
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Billingshausen |
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Siedlung |
Siedlung |
Siedlung |
Birkenfeld |
10,6 km |
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Brandgräber |
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Birkenfeld |
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|
Brandgräber |
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Birkenfeld |
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Körpergrab |
Siedlung |
2 Brandgräber 7 Körpergräber |
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Birkenfeld |
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3 |
Funde |
|
Funde |
|
Birkenfeld |
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1 |
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|
Birkenfeld |
|
1 |
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Birkenfeld |
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1 |
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Birkenfeld |
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14 |
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Birkenfeld |
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2 |
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Birkenfeld |
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Siedlung |
Siedlung |
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Duttenbrunn |
10,5 km |
1 |
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Duttenbrunn |
|
1 |
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|
Duttenbrunn |
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Siedlung |
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Duttenbrunn |
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Glasarmring |
Duttenbrunn |
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|
Siedlung |
Duttenbrunn |
|
|
Siedlung |
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|
|
Duttenbrunn |
|
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|
Siedlung |
|
Siedlung |
Glasofen |
6,9 km |
3 |
|
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|
Hausen |
7,8 km |
16 |
Funde |
|
|
|
Karbach |
6,9 km |
|
|
|
Siedlung |
Siedlung |
Karbach |
|
16 |
|
|
|
|
Karbach |
|
|
|
Siedlung |
Siedlung |
Siedlung |
Karbach |
|
|
|
Siedlung |
Siedlung |
Siedlung |
Karbach |
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Siedlung |
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Lohr |
9,0 km |
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Siedlung |
Siedlung |
Neustadt, Gaiberg. |
|
Abschnitts befestigung |
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Oberwittbach |
11,4 km |
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|
Keramik |
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Roden |
4,3 km |
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Siedlung |
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Siedlung |
Siedlung |
Roden |
|
1 |
|
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|
Rohrbach |
10,6 km |
3 |
Funde |
|
Funde |
|
Rohrbach |
|
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|
Siedlung |
Siedlung |
Rohrbach |
|
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|
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|
Siedlung |
Rohrbach |
|
|
|
|
|
Siedlung |
Sendelbach |
8,4 km |
1 |
|
|
|
|
Steinbach |
10,8 km |
1 |
|
|
|
|
Steinfeld |
7,9 km |
8 |
|
|
Funde |
|
Steinfeld |
|
3 |
|
|
|
|
Steinfeld |
|
7 |
|
|
|
|
Steinfeld |
|
|
|
|
Siedlung |
Siedlung |
Steinfeld |
|
n |
|
|
|
|
Steinfeld |
|
1 |
|
|
|
|
Urspringen |
7,2 km |
|
|
Siedlung |
|
Siedlung |
Urspringen |
|
1 |
|
|
|
Funde |
Urspringen |
|
1 |
|
|
|
|
Urspringen |
|
17 |
|
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|
Urspringen |
|
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|
Siedlung |
Siedlung |
Siedlung |
Urspringen |
|
|
|
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|
Siedlung |
Urspringen |
|
|
|
|
|
Siedlung |
Wiesenfeld |
11,6 km |
1 |
|
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Wiesenfeld |
|
|
Siedlung |
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|
Siedlung |
Wiesenfeld |
|
n |
|
|
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|
Wiesenfeld |
|
Siedlung |
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Die Liste der archäologischen Untersuchungen am Gaiberg, Neustadt am Main
Jahr |
Ort |
Wer |
Person |
Was |
Funde |
Quellen |
1900 |
Gaiberg Ringwall |
PP |
Dr. A. Kauth
Studienrat |
Handskizze. |
Keine. |
LW S.171.
(BlfD Würzburg). |
1914 |
Gaiberg Ringwall
Nördlicher
Frontbereich |
BlfD Wü |
G. Hock
J. Maurer |
Provisorische
Untersuchung. |
7 Lagen hohe Trockenmauer aus Sandsteinfindlingen. |
LW S.172.
BlfD Würzburg. |
1991 |
Gaiberg Ringwall
Südlicher Spornbereich |
BlfD |
?
Das BlfD weiß nichts davon! |
Absuche des südl. Spornbereich mit elektr. Sensoren. |
Keine. |
LW S.172
BlfD Würzburg |
Erläuterungen zu den Abkürzungen:
Wer:
PP = PrivatPerson, BlfD = Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Würzburg/München), UW = Institut für Vor- und Frühgeschichte der Universität Würzburg, GVL = GeschichtsVerein Lohr.
Quellen:
LW = Ludwig Wamser und Jürgen Lenssen, 1250 Jahre Bistum Würzburg, 1992.