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Bild Michaela Benkart-Weyer
Altbürgermeister Josef Weyer feierte am 21.08.2007 seinen 80. Geburtstag
  Josef Weyer – Vom „Revoluzzer“ zum Bürgermeister 

Erstellt am 26.08.2007

 

 

Der Artikel erschien am 21.08.2007 in der Mainpost Lohr.

Text und Bild von Michaela Benkart-Weyer

 

Der Neustädter Altbürgermeister Josef Weyer feiert am heutigen Dienstag den 21. August 2007 seinen 80. Geburtstag. Trotz mancher Entbehrungen, die in einer Großfamilie wie der der Weyers anfallen, verbrachte er eine schöne Kindheit. „Wir haben uns einfach auf der Dorfstraße getroffen und haben dort gespielt“, erzählt Weyer. Im Herbst wurden Flieger aus Pappe und Holz gebaut oder man hat sich die Zeit mit einem speziellen Kreiselspiel vertrieben, genannt „Töpfen“. Im Sommer wurde immer viel im damals noch nicht gestauten Main gebadet.

 

Von April 1934 bis März 1942 besuchte Josef Weyer die Volksschule in Neustadt; danach war er zwei Jahre auf der „Handelsschule“ in Wertheim. Nach seiner Schulzeit musste der damals 17-Jährige drei Monate Reichsarbeitsdienst in Markt Bibart leisten. Anschließend meldete er sich als Freiwilliger zur Wehrmacht und kam in die Tschechoslowakei. „Damals wären mir auch gar keine Zweifel gekommen. Wir hatten einen Lehrer an der Handelsschule, der war SA-Ortsgruppenleiter in Wertheim. Er kam immer in Uniform in die Schule“, begründete er seinen Entschluss.

 

Fast ein Jahr später, im Mai 1945, geriet Josef Weyer bei Stendal zunächst in englische, dann in US-amerikanische Gefangenschaft. Zum Glück wurde er daraus bereits im August 1945 entlassen. Zurück in Neustadt, verdiente er im Winter 1945/46 sein Geld als Waldarbeiter. In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Elisabeth kennen. Die beiden sind seit 1952 verheiratet und haben zwei Töchter und einen Sohn.

 

Im Frühling 1946 begann Josef Weyer eine Lehre als Bauschlosser bei Josef Stegerwald in Sendelbach, die er drei Jahre später als Geselle beendete. Das war auch die Zeit, in der er bei seinem Chef nachfragte, ob er nicht einen etwas höheren Lohn haben könnte. Er bekam aber nur die aufbrausende Antwort: „Du bist ja ein richtiger Revoluzzer!“

 

Daraufhin beschloss Josef Weyer, bei einer anderen Firma anzufangen. Als Maschinenbauschlosser bei der Firma Hans Manger fand er für ein halbes Jahr Arbeit. Nachdem die Firma Konkurs anmeldete, musste er sich jedoch schon wieder auf Arbeitssuche machen. Im Dezember 1949 wurde er schließlich als Waldarbeiter bei der Gemeinde Neustadt angestellt. Um sich in diesem Beruf fundiertes Wissen anzueignen, besuchte Josef Weyer einen dreimonatigen Forstwartlehrgang in der Forstschule Lohr. Danach wurde er von der Gemeinde Neustadt als gemeindlicher Forstwart beschäftigt – bis 1980. Danach betreute der passionierte Jäger bis 2003 noch einen Privatwald in Neustadt.

 

Im März 1964 wurde Josef Weyer Bürgermeister von Neustadt. „Ich kann mich noch genau erinnern, als man damals an mich herantrat“, erinnert er sich. Er sei sogar extra mit dem Fahrrad nach Lohr an die Forstschule zu Forstmeister Sinner gefahren, um ihn um Rat zu fragen. Denn er hatte Zweifel, ob sich die beiden Posten, Forstwart und Bürgermeister, miteinander vereinbaren ließen. Doch Sinner konnte seine Bedenken ausräumen. Mit ausgesprochener Gewissenhaftigkeit widmete sich Josef Weyer dem Bürgermeisteramt, damals noch hauptamtlich, bis 1978. In seiner Amtszeit wurde die Brücke zwischen Neustadt und Erlach gebaut. Allerdings betont er ausdrücklich, dass die Initiative damals von Erlach ausging, das zu dieser Zeit noch selbstständig war. Die Gemeinde Neustadt hatte sich jedoch finanziell an der Maßnahme beteiligt. Weiterhin wurde unter Josef Weyer als Bürgermeister die Siedlung als Baugebiet erschlossen.

 

Nach seiner Wahl zum Bürgermeister wurde Josef Weyer in den Vorstand der Raiffeisenbank Lohr gewählt. Diesem Gremium gehörte er zirka zehn Jahre an.

 

Als Anerkennung für seine Verdienste um die Gemeinde Neustadt wurde ihm 1975 von Landrat Erwin Ammann die kommunale Ehrenurkunde verliehen; 1978 bekam er eine Ehrenurkunde der Gemeinde Neustadt. Schließlich wurde Josef Weyer 1979 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht, unterschrieben vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel.

 

Nachdem Weyer sich nach und nach von seinen Posten verabschiedete und er aus gesundheitlichen Gründen die Jagd nicht mehr ausüben konnte, suchte er sich ein neues Betätigungsfeld. Dabei ließ er sich von einem ihm sehr vertrauten Stoff inspirieren – Holz. Irgendwann kam ihm die Idee, Holzscheiben zu bemalen; so entstanden viele Blumenbilder, Kinderszenen oder Tiere.

 

Seinen Geburtstag wird Weyer zu Hause feiern, zusammen mit seinen drei Kindern und Schwiegerkindern sowie den insgesamt sieben Enkeln. Auch seine beiden älteren Schwestern werden unter den Gratulanten sein.

 

 

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