Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
1969
Das Plakat zur 1200 Jahrfeier im Jahre 1969. Layout Otto Schiffner.
   

Ortseingang Altort
Über 7.000 Schaulustige bestaunten den Festzug
   

1969
Viel Prominenz
  Die 1200 Jahrfeier im Jahre 1969 - Leider im falschen Jahr gefeiert! - Wie die 1250 Jahrfeier im Jahr 2019! 

Erstellt am 25.09.2005

 

 

Aus der Mainpost, 7. Juli 1969

Vergangenheit wird zur Verpflichtung

1200-Jahr-Feier in Neustadt am Main – Ein Ereignis für ganz Franken – Tausende beim Festzug

 

Die 1200-Jahr-Feier der ehemaligen Benediktiner-Abtei Neustadt darf als das größte Ereignis des Jahres im fränkischen Raum angesprochen Werden. Die Bedeutung der Abtei und das Wirken der Mönche für das geistig-geschichtliche, religiöse und kulturelle Leben Frankens durch viele Jahrhunderte wurde ebenso gewürdigt wie die unschätzbaren und wenig bekannten kunsthistorischen Zeugen der Vergangenheit. Im Mittelpunkt der Festfeier standen der Festgottesdienst, den Pater Ulrich (OSB) in Vertretung des erkrankten Abtes von Münsterschwarzach zelebrierte, die Festakademie mit einem Vortrag über benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Franken von Universitätsprofessor Dr. Alfrad Wendehorst (Würzburg) und der einzigartige historische Festzug mit 25 Gruppen von der Gründung bi zur Gegenwart, der von gut 7.000 Zuschauern aus allen Himmelsrichtungen bewundert wurde.

 

Den Auftakt der Festfeier bildete am Samstag ein Fackelzug zum Platz vor der ehemaligen Abteikirche, die im Schein des bengalischen Feuers eine eindrucksvolle Kulisse für die Ansprache des Schirmherren der 1200-Jahr-Feier, Seiner Durchlaucht Dr. Dr. Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg bildete. Fürst Löwenstein beglückwünschte die Neustädter zum Jubiläum und dankte, die bei der Vorbereitung tatkräftig mitgewirkt haben. Der Hauptzweck des Jubiläums, die geschichtliche Bedeutung der Klostergründung von Neustadt und das Wirken der Mönche im fränkischen Land in weiten Kreisen wieder bewusst werden zu lassen, sei erreicht. Sein Dank galt den Historikern, die durch Forschungen und Veröffentlichungen dazu die Vorraussetzungen geschaffen hatten. Zweck des Jubiläums sei jedoch nicht nur der Rückblick, vielmehr sollte es ein Bekenntnis zu jenem Grundbekenntnis sein, das das Leben und Wirken der Mönche bestimmt habe.

 

Ruinen können konserviert werden, betonte der Schirmherr, um geistige Werte am Leben zu erhalten, brauche es jedoch ständige Erneuerung. Das Jubiläum sollte dazu eine wertvolle Hilfe sein. Für ein Problem, das in unserer Zeit und auch in der Kirche stark im Vordergrund stehe, wie sich die Pflege des Alten und modernes Denken und Handeln vertragen können, dafür habe diese Generation in Neustadt mit dem modernen Noviziat der Dominikanerinnen im Schatten der romanischen Türme der Abteikirche ein anschauliches Bild vor Augen. Sie seien vom gleichen lebendigen Christentum erfüllt wie die Mönche von einst. So sollte es nicht allzu schwer sein, etwas vom Geist jener Männer im fränkischen Land lebendig zu halten, an deren Wirken durch Jahrhunderte diese Feier erinnerte.

 

Klösterliche Gemeinschaft

Pater Ulrich OSB, der Leiter des Studienseminars Sankt Benedikt in Würzburg ging in seiner Predigt beim Festgottesdienst auf die wechselvolle Geschichte der Abtei Neustadt ein, die ein geistiger und geistlicher Mittelpunkt gewesen sei. Für den gläubigen Christen sei dies aber nicht genug, wesentlich sei der Geist, den die Mönche nach der Regel des heiligen Benedikt ausgestrahlt hätten. Damals wie heute sei die Welt von Unruhe und Unstetigkeit erfüllt. Sankt Benedikt wollte die Stetigkeit, die Einfachheit und das Lob Gottes. So gesehen seien klösterliche Gemeinschaften auch heute noch ein Modell christlicher Existenz überhaupt.

 

Würzburger Domchor sang

Beim Festgottesdienst sang der Würzburger Domchor unter der vorzüglichen Leitung von Domkapellmeister Franz Fleckenstein frisch und exakt im Rhythmus, ausgewogen und schön im Zusammenklang die Liedkantate zum 116. Psalm „Nun lobet Gott“ und das „Halleluja, preiset den Herrn“ von Bertold Hummel, das deutsche Ordinarium von Heino Schubert, ein deutsches Credo von Otmar Faulstich und „Preiset den Herrn“ von Hans Sabel. Das Zusammensingen mit der Gemeinde klappte sehr gut, Organist war Klaus Linsenmeyer, der zum Ausklang noch J.S. Bachs Dorische Toccata mit virtuoser Technik spielte. Bei der anschließenden Festakademie erntete der Domchor viel Lob und Beifall durch die hervorragende Darbietung des Gloria aus der „Missa Octo vocum“ von Hassler und des Psalms 117 „Lobt Gott mit Schall“ von Schütz.

 

Viel Prominenz

Bei der Festakademie im Pfarrheim konnte Landrat Balles – der die Grüße und Glückwünsche des Landkreises überbrachte – eine Reihe prominenter Gäste begrüßen: Pater Ulrich als Vertreter des Abtes, Geistlichen Rat Dekan Karl Haller als Vertreter des Bischofs, Provinzial-Oberin M. Salesia Nickel vom Missionshaus der Dominikanerinnen, Regierungspräsident Dr. Meixner, Werner Kubitza (MdB), Oskar Rummel (MdL), Dr. Karl Fürst zu Löwenstein, Bezirkstagspräsident Landrat Oskar Schad, die Witwe des um Neustadt verdienten verstorbenen Historikers Professor Böckelmann, Oberkonservator Dr. Ress vom Landesamt für Denkmalspflege, Bezirksheimatpfleger Dr. Pampuch, und den Pestredner Professor Dr. Alfred Wendehorst.

Grußtelegramme hatten die Generaloberin der Dominikanerinnen aus Südafrika Erich Ziegler (MdB) und Alfons Adelberger (MdL) übermittelt. Ein besonderes Dankeswort des Landrates galt dem Mit-Initiator der 1200-Jahr-Feier, Pfarrer Josef Schott aus Habichtsthal, Pfarrer Rudolf Langhans, dem Organisator und Motor  vor allem bei den bedeutsamen Ausgrabungen und Bürgermeister Josef Weyer.

 

Die großen Erzieher gewesen

Regierungspräsident Dr. Meixner übermittelte die Glückwünsche der Regierung und des bayerischen Ministerpräsidenten. Er begrüßte es, dass das leider allzu wenig bekannte Wirken der Benediktiner in Franken durch das Neustädter Jubiläum gewürdigt werde. Die Mönche des heiligen Benedikt seien die großen Erzieher in Franken und Europa gewesen. Mit seinem Dank an Professor Böckelmann und Pfarrer Langhans verband Dr. Meixner eine hohe Anerkennung für die politische Gemeinde, die auch bei der 1200-Jahrfeier bewiesen hätte, dass sie eine aufstrebende Gemeinde sei.

 

Als ein bedeutsames Kapitel fränkischer Geschichte bezeichnete der Festredner Prof. Dr. Alfred Wendehorst (Universität Würzburg) das Wirken des benediktinischen Mönchstums in Franken, das älter sei als die kirchliche Hierarchie. Prof. Wendehorst zeigte in einer detaillierten und umfassenden Gesamtschau die wechselvolle Geschichte der fränkischen Benediktinergründungen und ihre religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung auf. Das Land, so sagte der Redner abschließend, habe allen Anlass, den Söhnen des heiligen Benedikt zu danken für das heute wie vor 1000 Jahren lebendige Vorbild des „Ora et labora“.

 

!!! Infos über den Festzug !!!


 

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