Neustadt am Main - Gestern und Heute
 
    
22. Mai 2004
Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand überreicht Sr. Dagmar die St. Bruno Medaille
22. Mai 2004
Die Kongregationspriorin Sr. Dagmar Fasel und die Provinzpriorin Sr. Angelica Kliem
  Die Kongregationspriorin Schwester Dagmar Fasel 

Erstellt am 26. 02. 2005


Mit weitem Herz und Wanderschuhen.

Schwester Dagmar Fasel bricht nach Südafrika auf.

Missionsdominikanerin aus Neustadt am Main betritt Neuland als Kongregationspriorin.

Diözese würdigt Engagement mit Sankt Bruno-Medaille.

 

Keine großen Worte, sondern kleine Taten sind ihre Devise. Als Missionsdominikanerin Schwester Dagmar Fasel am Montagabend, 24. Mai 2004, in das Flugzeug nach Johannesburg stieg, tat sie dennoch einen gewaltigen Schritt, der ihr Leben völlig umkrempeln wird. Die 60-jährige Ordensfrau tritt das Amt der Kongregationspriorin ihres Ordens an. Als Chefin von weltweit insgesamt rund 200 Frauen wirkt sie von Bedfordview (Südafrika) aus für zunächst sechs Jahre. Unterstützt von vier Mitschwestern, hat sie die Gesamtleitung über Provinzen in den USA, Südafrika, Deutschland und Großbritannien. Die Fäden in der Hand hatte Schwester Dagmar auch bisher schon: Sie war Provinzoberin des deutschen Ablegers der Frauengemeinschaft in Neustadt am Main.

Und genau das wird ihr wohl fehlen, mutmaßt sie vor ihrem Abflug. Die gebürtige Kölnerin lebt seit 1964 in dem kleinen Ort in der Nähe von Marktheidenfeld. Den Orden habe sie ausgewählt, weil sie unbedingt in der Mission in Südafrika tätig sein wollte. "Ich dachte damals, bald geht es ab zum Einsatz, doch jetzt habe ich 40 Jahre warten müssen", sagt sie lachend. Drei Tage vor einer geplanten Ausreise im Jahr 1969 sei doch noch etwas dazwischengekommen, erinnert sie sich.

Damals ist sie geblieben, hat statt zu missionieren lieber dreimal studiert. Heute ist Schwester Dagmar Religionspädagogin, Pastoralpsychologin und Sozialpädagogin. Und offensichtlich haben ihre Aufgaben in Deutschland sie recht gut ausgefüllt. Sie unterrichtete an der Marktheidenfelder Realschule und bildete Novizinnen mit aus. Seit den 70er Jahren galt ihr ganzes Engagement dem angrenzenden Rehabilitations-Zentrum Sankt Michael für psychisch kranke Menschen. Sie baute es 1977 von Anfang an mit auf, war therapeutische Mitarbeiterin und stellvertretende Leiterin bis 1996. Dann rief die Aufgabe als Ordensobere für die deutsche Provinz mit derzeit 67 Mitgliedern. Die Diözese würdigte ihr langjähriges Engagement mit der Sankt Bruno-Medaille. Domkapitular Dr. Karl Hillenbrand überreichte die Auszeichnung zwei Tage vor dem Abflug der Ordensfrau.

Nach insgesamt acht Jahren als Ordensoberin geht sie "natürlich auch ein bisschen wehmütig aus Deutschland weg", gibt sie unumwunden zu. Der Spessart werde ihr wohl fehlen, und ausgiebige Wanderungen. Auch Kultur, Konzerte und Museen - sowie Familie und Freunde. "Aber ich habe mein Ja gegeben und ich stehe natürlich dazu", sagt sie, und schon scheint die Trübsal weggeblasen. Sie weicht dem Traum von Südafrika, "mit allem, was mich dort erwartet".

Was das genau ist, vermag Schwester Dagmar noch nicht zu sagen. Sie will mit "großen Ohren, wachen Augen und einem weiten Herz" ankommen und sich zunächst ein Bild von ihren Aufgaben machen, nichts überstürzen. Ideen hat sie freilich doch ein paar im Gepäck: Ein Traum wäre, Sozialarbeit weiter auszubauen und stärker als bisher mit Spirituellem zu verknüpfen. Doch mehrfach betont sie, dass sie nicht als Fremde tätig sein und sich zunächst im Verstehen üben will. "Ich will alles tun, damit ich als Schwester nahe bei den Menschen sein kann, mich Leben und Auftrag widmen und im Gespräch Wege suchen."

Eine große Herausforderung wird wohl zunächst die Kommunikation auf Englisch sein - dafür hat sie in den vier vergangen Monaten seit ihrer Wahl - so gut es ging - geübt. "Eine Mitschwester meinte, ich wäre mittlerweile ganz gut, aber ich glaube, sie wollte nur nett sein", scherzt Schwester Dagmar. Dafür kann sie die Einheimischen zumindest in der Landessprache begrüßen: "Saobona - Ich habe dich gesehen" lautet der Zulu-Gruß. Den kann sie schon seit ihrem ersten Südafrika-Trip, als sie noch Redakteurin für die Ordenszeitschrift war und nur zu Besuch. Diesmal wird es ein Aufenthalt für länger. Doch die Wahlafrikanerin freut sich trotz aller Wehmut auf ihre neuen Aufgaben.

Sie hofft, neben all der Verwaltungs- und Leitungsarbeit auch ein bisschen "in der richtigen Mission" tätig sein zu können. "Ich kann mir vorstellen, in der Therapie tätig zu werden." Betätigungsfelder gibt es viele, denn die Missionsdominikanerinnen unterhalten Bildungseinrichtungen, verrichten pastorale Dienste und engagieren sich im Gesundheitssektor für HIV-Infizierte und Aidskranke. Und wenn neben all den Repräsentationspflichten Zeit bleibt, dann will Schwester Dagmar die Landschaft Südafrikas erkunden - mit Wanderschuhen, Aquarellblock und Foto-Kamera ausstaffiert. Die sind bereits im großen Reisekoffer verstaut.


Oakford Dominican Sisters
-Generalate-
Pine Road 18
Bedfordview, 2008
South Africa



 

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